Ich weiß gar nicht wirklich wo ich anfangen soll.
Als ich mir dieses Buch bestellt habe, hatte ich mit
einem wunderbar schönen, süßen und vielleicht auch romantisch-kitschigen
Liebesroman gerechnet, welcher das Herz das ein ums andere Mal höherschlagen
lassen würde.
Eigentlich so überhaupt nicht mein Genre, aber in diesem
Fall wollte und brauchte ich einfach mal ein bisschen „Rosarot“ und „Blümchen“.
Erfreulicherweise fing es genauso an und ich war – in meinem
aktuell sehr rührseligen Zustand – schon am dahinschmelzen, als sich erste
Anzeichen anbahnten, welche ich aber geflissentlich schnell überlas.
Bis es einfach nicht mehr unumgänglich war und ich der
Tatsache in die Augen sehen musste:
Ich hatte mir einen Erotikroman herausgesucht.
Versteht mich nicht falsch, es ist nicht so, dass ich
total prüde oder verklemmt bin –wir wurden wahrscheinlich allesamt von „Fifty
Shades of Grey“ entjungfert – nur bin ich dem nicht unbedingt zugeneigt. Ich finde
es einfach nervig, dass die Protagonisten solcher Romane mindestens alle
zwanzig Seiten – und jetzt entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber mir
ist kein passenderes Wort in den Sinn gekommen – rammeln müssen wie die
Kanickel um sich ihrer Liebe gegenüber dem anderen bewusst zu werden.
Nennt mich altmodisch oder kitschig, aber ich finde es
einfach viel spannender, sinnlicher oder auch intensiver, wenn Sex etwas Schönes
und Besonders ist und bleibt und wenn es, wie der Ausdruck an sich bereits
sagt, wirklich ums Liebe machen geht. Und das muss nicht alle fünf Minuten und
am besten noch an den ausgefallensten Orten und in den normalsten Situationen
passieren!
So saß ich also da, mit meinem Erotikroman obwohl ich
doch nur eine schnulzige Liebesgeschichte lesen wollte. Da mich aber die
Inhaltsangabe und vor allem die Protagonistin Averey aufgrund ihres Hobbys sehr
angesprochen haben, versuchte ich trotz dessen mein Glück…
Avery Dare ist eine bekannte Mode und Make Up Bloggerin,
sowie Vloggerin. Stets auf den neusten Stand und mit den neusten Trends
präsentiert sie sich selbstbewusst ihrer Fangemeinde. Wenn die Kamera aber aus
ist, verwandelt sie sich zurück in das schüchterne, unerfahrene, junge Mädchen,
welches sie eigentlich ist. Denn immer noch hat sie mit ihrer Vergangenheit und
deren Schatten zu kämpfen, welche sie einfach nicht zu bezwingen mag.
Doch als sie von ihrer ehemaligen Jugendliebe ein
Konzertticket mitsamt Backstagepass erhält zögert sie nicht lange – denn den
Superstar und Frauenschwarm Grey Kingston von „Tangled Royal“ weist man nicht
einfach so zurück. Außerdem scheint Avery nach all den Jahren immer noch tiefe
Gefühle für ihn zu hegen, selbst nachdem er sie damals so plötzlich und ohne
sich jemals wieder zu melden verlassen hat.
Doch kann sie riskieren ihr Herz noch einmal an diesen
Mann zu verlieren, welcher schwerer zu halten ist als Sand? Und selbst wenn, würde
sie mit all den Schattenseiten, welche sein Leben in Ruhm und Reichtum bringt,
leben können?
Ausschlagpunkt dafür, dass ich dieses Buch wirklich gerne
haben wollte war natürlich, wie inzwischen schon zahlreiche Male erwähnt, das
von mir angedachte Genre, aber auch die Tatsache, dass Avery und mich etwas
verband: das Bloggen.
In diesem Punkt muss ich leider aber sagen, dass man
davon nicht viel detailliertes mitbekommt. Man erfährt lediglich zwischendurch,
dass sie ein weiteres Video beendet und hochgeladen hat. Was ich mir
wahrscheinlich aber auch hätte denken, können, denn wäre dem so gewesen, wäre
es sicherlich doch etwas langweilig geworden, da es sehr schwierig ist diesen
Prozess anschaulich und spannend zugleich darzustellen!
Verbesserungspotential sehe ich aber dennoch an anderen
Stellen:
Von Anfang an erfährt der Leser, dass Avery versucht
regelmäßig die Kinderstation des nahegelegenen Krankenhauses zu besuchen und
die Kleinen dort aufzuheitern und auf andere Gedanken zu bringen. Das wird ihr
von ihrer ganzen Familie und von ihren Freunden hoch angerechnet. Tatsache ist
jedoch, dass man als Leser keine der liebevollen und aufopferungsvollen Situationen
wirklich mal erlebt, weil sie einem beschrieben werden. Im Gegenteil, bis zum
Schluss erfährt man keine bestimmte Geschichte oder Namen.
Ich persönlich fand das sehr schade, weil Avery immer als selbstlos und kümmernd dargestellt wurde, man es aber nie „miterleben“
konnte.
Genauso verhält es sich mit ihrer Mutter. Über sie
erfährt man, dass ihr Mann sie auf hinterhältigste Art und Weise betrogen hat.
Sie wird als auf ewig gebrochen beschrieben – zumindest kam es bei mir so an –
und doch kam Avery, welche sich sichtlich Sorgen um ihre arme Mutter zu machen
scheint, nicht Teil an dem Leben ihrer Mutter teil zu haben.
Ganz im Gegensatz zu ihren Geschwistern! Die Beziehungen
der Dare-Sprösslinge – von denen wirklich eine Vielzahl vorhanden ist – ist
unglaublich! Sie halten zusammen und passen aufeinander auf, genauso wie es
sein sollte!
Besonders hat aber mir gefallen, dass man nicht gemerkt
hat, dass dieses Buch bereits der siebte Band einer bald neunteiligen Reihe
ist! In jedem von ihnen wird die Geschichte eines Dares behandelt – das aber fast
unabhängig von den vorherigen Bänden, sodass man auch quer einsteigen kann.
Als letztes muss ich noch eine Sache hinzufügen, welche
mich wirklich sehr, sehr gestört hat:
Der Name „Grey“ in einem Erotikroman ist einfach
vorgeprägt. Das ist eine unumstößliche Tatsache.
Und auch der Grund
weshalb ich mich frage, ob die Autorin diesen absichtlich oder aber unabsichtlich
wählte. Und sollte er wirklich mit Absicht gewählt worden sein, warum sie das
gemacht hat, denn es hat mich immer wieder und wieder verwirrt…
Seiten: 272
Preis: 9,99 € (TB)
Veröffentlichung: 9. Januar 2017
Verlag: Heyne, Random House
Genres: Erotikroman, Liebesroman
★★☆☆☆☆
-Nina-
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