Mittwoch, 12. Oktober 2016

Das Feuerzeichen, Francesca Haig


Dieser dystopische Fantsayroman der jungen Debütautorin bildet den Auftakt zu einer Trilogie.
 
Die Welt in welcher das Geschehen stattfindet, wird in das Vorher und das Nachher eingeteilt. Das Vorher kann man sich, anhand der Erzählungen der Charaktere, so wie unsere jetzige Welt vorstellen, mitsamt ihrer Elektrizität und ihrer Technik wie wir sie heute gebrauchen.
Doch durch eine riesige Explosion und den anschließend endlos andauernden Brand wurde alles aus dieser Welt ausgelöscht und in Dunkelheit gestürzt.
Aus Angst, dass sich so etwas ein weiteres Mal ereignen würde, beschlossen die Überlebenden, dass jegliche Nutzung von Elektrizität nach Gesetz verboten und bestraft werden solle.


Der Switch veränderte allerdings nicht nur die Sichtweise und Weltanschauung der Menschen, sondern schien auch den menschlichen Genpool dahingehrend zu verändern, dass nur noch Zwillinge geboren werden konnten, welche von ihrer Geburt an ihr Leben lang miteinander verbunden waren. Dieses Zwillingspaar, jeweils bestehend aus einem Jungen und einem Mädchen, kann nur leben solange der andere überlebt – sprich, stirbt der eine, so stirbt auch der andere.
 
Doch war dies nicht die einzige Besonderheit, welche es mit sich brachte, denn während eines der Kinder, der von da an genannte Alpha, körperlich stark und schön, sowie fruchtbar zur Welt kam, so wurde das andere Kind unfruchtbar und mit körperlichen Behinderungen beziehungsweise Unzulänglichkeiten geboren.
Dieser Omega wird mit einem Brandzeichen auf der Stirn versehen und bereits im frühen Kindesalter von seiner Familie weggeschickt, um fern ab als Gebrandmarkter aufzuwachsen, ein schweres und hartes Leben zu führen, um auf ewig den Alphas zu dienen.
 
Einige wenige Omegas lassen sich allerdings rein äußerlich nicht von den Alphas unterscheiden. Sie werden Seher genannt und besitzen die Eigenschaft sowohl in die Zukunft, als auch in die Vergangenheit zu blicken und immer wieder Erinnerungsfetzten daran aufzuschnappen.
Während die Omegas sie aufgrund ihres perfekten Aussehens verstoßen, werden jene Seher von den Alphas gefürchtet und oft auch verfolgt, da sie wegen ihres Wissens über eine beträchtliche Macht verfügen, welche es ihnen ermöglichen könnte, den Rat und die Herrschaft der Alphas zu stürzen.
 
In der eigentlichen Story geht es um Cass, eine Omega, welche es viele Jahre schaffte ihre Kräfte als Seherin geheim zu halten. Dreizehn Jahre lang durfte sie bei ihren Eltern und ihrem Bruder in einer Alphasiedlung blieben.
Zach allerdings, verstoßen und geärgert von den anderen Alphas entwickelte mit der Zeit einen regelrechten Hass auf Cass und schaffte es letztendlich seine Schwester durch einen fiesen Trick als Omega zu enttarnen.
 
In einer ärmlichen Siedlung versucht Cass sich allein ein neues Leben aufzubauen, wird aber schon wenige Jahre später im Namen ihres Bruders, welcher zu einem der bedeutendsten und radikalsten Ratsmitgliedern von Soldaten gefangen genommen.
Nach unendlichen Befragungen und Verhören, sowie der Vereinsamung schafft Cass es sich zusammen mit einem anderen Omega zu fliehen.
Um endlich von dem Rat und ihrem Bruder in Frieden gelassen zu werde, wollen die auf die Insel, welche laut Gerüchten ein Zufluchtsort für Omegas darstellt, wo die Alphas keine Befehlsgewalt haben…
 
 
Also, man merkt eventuell bereits an der langen Beschreibung, um was für ein komplexes Buch es sich handelt. Tatsächlich war es auch zu Beginn so, dass Cass, welche bereits in Gefangenschaft ist, ihr Leben einmal komplett durchlebt, was für den Leser mit der Zeit anstrengend und sogar etwas langweilig wird.
Wenn man allerdings erst einmal die 100-, bis 120-Seitenmarke durchbrochen hat, wird es schon merklich spannender. Trotzdem empfand ich es teilweise als sehr ziehend, was wohl auch teilweise an dem Schreibstil lag, wie mir zum Ende hin aufgefallen ist. Denn die Autorin setzte sehr auf die Eindrücke und Gedankengänge der Protagonistin, was zur Folge hatte, dass nur wenig wörtliche Rede vorkam - was dem einen eventuell sogar ganz gut gefällt!
 
Der Schluss hingegen hat alles wieder hochgerissen!
Die letzten zweihundert Seiten waren einfach unglaublich! So spannungsgeladen und voller Wendungen! Zugegeben, ich hatte bereits ein, zwei so Dinge erwartet, beziehungsweise vermutet, was sich dann auch tatsächlich bestätigte, aber trotzdem war es ein echtes Erlebnis es zu lesen!
 
Auf solche Ideen zu kommen ist grandios und ich bin schon sehr gespannt zu erfahren wie es weitergeht!
 
Besonders hat mir die Protagonistin Cass mitsamt ihren Eigenschaften gefallen. Auch wenn ich zu Beginn des Buches keine wirkliche Bindung zu ihr aufbauen konnte, bewies sie doch im Laufe ihrer Reise immer wieder Mut, Tapferkeit und Nächstenliebe! Und diese Eigenschaften in einem solchen Maß, dass es fast schon überwältigend wirkte.
Denn anstatt wie alle anderen die Welt in Alphas und Omegas zu trennen und dies getrennt zu betrachten, sah Cass sie immer als eins (was sie ja auch sind!).
Ich selbst habe auch lange gebraucht, um es zu verstehen – sie zu verstehen – aber jetzt, da ich es tue, offenbart sich mir erst das Ausmaß ihrer Stärke!
Sie sieht sich in der ständigen Zwickmühle und in dem durchgängigen Interessenskonflikt, dass sie einerseits natürlich die Unterdrückung der Omegas durch die Alphas bekämpfen und verbannen will, dies aber nicht durch das Töten der Alphas erreichen kann, da sie damit ja immer einen unschuldigen Omega mit in den Tod reißt…
 
Ich hoffe Ihr versteht nun einigermaßen, um was es sich in dem Buch dreht und was die Problematik des Buches ausmacht, denn nach meiner Meinung ist diese Komplexität, um welches sich hierbei handelt wirklich faszinierend!


Seiten: 477
Preis: 16,99 € (HC)
Veröffentlichung: 26. Oktober 2015
Verlag: Randomhouse, Heyne fliegt
Genres: Fantasy, Science Fiction, Dystopie

 
★★★★☆☆
-Nina-

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