Schon
zu Beginn des Buches ist klar, dass Adelina Amouteru Dunkelheit in sich trägt,
welche sie förmlich zu verschlingen scheint, und von Anfang an hat sie mich
schmerzlich an eine bestimmte Geschichte, eine bestimmte Figur, erinnert. Anakin
Skywalker.
Und
tatsächlich, nachdem ich mich ein wenig auf wikia herum getrieben habe und mich
in ihre Geschichte herein gelesen hatte, fand ich sogar Beschreibungen von
Marie Lu selbst, in welchen sie aussagte, Adelina in Anlehnung an und
inspiriert von Darth Vader erschaffen zu haben.
Ursprünglich
als Geschichte mit einem gezeichneten Helden geplant, welcher gegen das
Unrecht, welches ihm und den seinigen widerfahren ist, ankämpft und schlussendlich
auch besiegt, änderte Marie Lu, bekräftigt von ihrer Agentin, das vorherige
Skript und setzte eine von Dunkelheit erfüllte Nebenfigur an die Stelle des
verstoßenen, heroischen Thronerbens. Jene Nebenfigur, genannt Adelina,
faszinierte sie schon länger und erfüllte sie mit Stolz, wie sie unter anderem
in der Danksagung am Ende des ersten Bandes beschreibt.
Adelina,
Tochter eines Kaufmannes aus …, erlag in jungen Jahren dem schrecklichen
Blutfieber, welches damals viele, viele Leben forderte.
Geheilt,
aber auf ewig gezeichnet durch weißes Haar und nur noch einem Auge, wird sie
zusammen mit den anderen sogenannten Malfettos, vom Volk beleidigt, verpönt und
ausgeschlossen: die Malfettos seinen der Grund für all das Übel, welches sich
in ihrem Land ereignet.
So
lang sie sich erinnern kann, erfuhr Adelina stets nur Hass und Abscheu - selbst
ihr Vater, welcher seine Frau an das Fieber verlor, lässt keine Gelegenheit sie
zu quälen ungenutzt. Einzig ihre kleine, naive, wunderschöne und von allen
geliebte Schwester Violetta scheint ihr zur Seite zu stehen und sie zu
verteidigen.
Als
Adelina eines Tages eine Verhandlung ihres Vaters mit einem anderen Kaufmann
belauscht und mit erfährt, dass sie Teil der Handel ist, greift sie sich ein
Bündel Klamotten und schleicht sich davon. Doch als sie ihren Vater, während
des Versuchs sie aufzuhalten, mithilfe mysteriösen, eigenartigen Schatten
umbringt, wird sie verhaftet und zum Tode verurteilt. Am Tag ihrer Hinrichtung
erscheinen plötzlich mehrere Malfettos mit magischen Fähigkeiten, einer Gruppe
von Begabten, welche sich selbst die „Dolche“ nennen. Angelockt von der
immensen Kraft ihrer Gabe, retten sie Adelina und unterrichten sie, weit fort
von …, diese zu kontrollieren und im Kampf einzusetzen. Denn bei dem Anführer
der Gemeinschaft der Dolche, dem berüchtigten Schnitter, handelt es sich um
niemand geringeren als um den hinterhältig um sein Erbe gebrachten Kronprinzen
Enzo Valenciano, welcher nun zurückfordert was einst sein war.
Doch
ist Adelina stark genug um der in ihr wachsenden Dunkelheit zu widerstehen?
Sind die zarten Bande der Freundschaft, welche sie langsam zu knüpfen beginnt,
der Übermacht ihrer furchterregenden Gabe gewachsen?
Der
Anfang des Buches war gleichermaßen erschreckend, wie brutal. Adelina erzählt
aus ihrer Sicht der Dinge, und so erlebt der Leser oft Flashbacks, in denen sie
von den Grausamkeiten ihres Vaters ihr gegenüber berichtet und beschreibt, auf
wie viele Arten er ihr wehgetan hat.
Und
auch während der aktuellen Geschehnisse, nachdem ihr Vater längst nicht mehr
unter den Lebenden weilt, verfolgt er sie wie als aggressiver, gnadenloser
Schatten, welcher ihr mitleidslos grausame Dinge ins Ohr flüstert. Egal wie
sehr sich Adelina auch anstrengt und bemüht, es ist vergebens: sie schafft es
weder den bösartigen Geist ihres Vaters abzuschütteln, noch ihn aus ihrem Leben
zu verbannen.
Diese
ständigen Erniedrigungen, verbunden mit ihrer Angst Vertrauen zu fassen und
ihrer negativen Erfahrungen, wirken wie Brennstoff für ihre dunkle Seite, und als
Leser muss man tatenlos mit ansehen, wie sie dieser mehr und mehr verfällt.
Episch und tragisch zugleich, mit Herzklopfen und Bammel in der Hose erlebt man
die Schaffung eines Ungeheuers, man erlebt, wie ein unschuldiges, junges
Mädchen durch die abscheulichen Einflüsse, Taten und Handlungen der Menschen in
ihrem Umfeld selbst zum Bösen wird und zerfressen von der Dunkelheit die
Menschen, die ihr am nächsten stehen, zerstört…
Es
ist grandios geschrieben, und die Tatsache, dass es im Präsens verfasst wurde,
störte mich kaum. Dieses Buch hält überraschend viele Plot Twists bereit -
welche höchst wahrscheinlich deswegen so überraschend kamen, weil es als
beeinflusster Leser, welcher immer von einem Happy End ausgeht und bisher nur
Bücher über Helden las, Antihelden unbekanntes Terrain darstellt! Ich habe es
wirklich sehr, sehr genossen dieses Buch zu lesen, obwohl - oder vielleicht
gerade deswegen? - diese Geschichte emotional so manche Herausforderung bot! Es
ist etwas anderes - wie bereits gesagt, unbekanntes Terrain - und
machtunglaublichen Spaß, zu sehen, wie es in so abgrundtief zerstörten und
missverstandenen Menschen aussieht, welche mit aller Kraft versuchen gegen das
Übel in ihrem Leben anzukämpfen, weil sie nicht damit zu tun haben wollen, aber
dennoch nie eine Chance auf einen Sieg haben werden… berührend!
Seiten: 416
Preis: 18,95 €
Veröffentlichung: 16. Januar 2017
Verlag: Loewe Verlag
Genres: Fantasy, Young Adult, Dystopie
★★★★☆☆
-Nina-
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