Seit ein paar
Jahren leide ich unter einer Leseflaute. Zwischenzeitlich habe ich es zwar
geschafft aus dieser wieder auszubrechen, so wirklich durchgesetzt hat sich
meine absolute Lesegier aber leider nicht. Nun kann ich natürlich behaupten,
dass mir die Zeit und oft auch die Energie dazu fehlt. Seltsam, ich weiß.
Also fühlte ich
mich besonders mutig, als ich vor ein paar Wochen endlich wieder ein kleines
Büchlein für mein ganz persönliches Lesevergnügen aus dem Regal zog und das
obwohl ich nach ganz anderen Büchern auf der Suche war! Doch ganz nach einem
meiner Lieblingssprüche dachte ich bei mir: Der gute Wille zählt. Und wer weiß,
vielleicht wirst du ja tatsächlich darin lesen.
Ich war selbst
nicht davon überzeugt. Und ein oder zwei Wochen lag es immer noch unberührt auf
meinem kleinen Beistelltischchen. Schon kurz davor es wieder zurückzubringen,
las ich mir noch einmal die Inhaltsangabe auf der Rückseite durch und ehe ich
mich versah, hatte ich es auch schon aufgeklappt und las, entspannt gegen die
Heizung gelehnt, die ersten zehn Seiten von Dürrenmatts „Der Verdacht“.
Es blieb nicht
bei diesen zehn Seiten, sodass ich nach zwei Tagen, neben Arbeit und allen
sonstigen Verpflichtungen das Buch zu Ende gelesen beiseitelegte und das
glückliche Gefühl, ein gutes Buch beendet zu haben, mich durchströmte.
„Der Verdacht“
ist ein typischer Dürrenmatt: Es steigt sofort in die Handlung ein, jede Seite ist
vollgepackt mit Spannung und die Sprache ist ausgefeilt und von tiefer
Bedeutung!
Es geht um den
pensionierten Kommissär Bärlach, welcher, im Krankenhaus liegend, in einer
Zeitschrift einen Artikel und ein Foto über einen Arzt findet, welche Operationen
ohne Narkose an KZ Gefangenen durchgeführt haben soll. Als sein behandelnder
Arzt diesen als einen alten Bekannten wiederzuerkennen scheint, stürzt sich Bärlach
auf den Fall.
★★★★★
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